Abnehmen: Bitte nicht zu viel erwarten

Lange war man sich in der wissenschaftlichen Welt einig, dass zu viel essen und zu wenig Bewegung zu Übergewicht führt. Doch die Gründe für Übergewicht sind weitaus komplizierter. Stress ist ein großes Hindernis auf deinem Weg zu einem gesünderen Gewicht. Denn Stress erhöht den Cortisolspiegel im Körper. Und dauerhaft hohe Cortisolwerte steigern den Appetit. Typisch sind die bekannten Heißhungerattacken, die dich bei Anspannung und Stress überfallen. Die permanente Anspannung führt nicht nur dazu, dass wir mehr (und schlechter) essen. Wir neigen auch dazu, mehr Alkohol zu trinken und uns weniger zu bewegen. Mit den bekannten Folgen.

Tipps zum Stressabbau findest du hier: Stress und Adipositas: Warum zu viel Druck dick machen kann

Stress ist ein gewichtiger Grund, warum wir unser Gewicht nicht auf die Reihe bekommen. Aber noch lange nicht der einzige.

Ein weiterer Grund, warum es mit dem Abnehmen nicht klappt, ist die falsche Erwartungshaltung. Sie ist in puncto Abnehmen oft völlig unrealistisch. Es kommt nämlich nicht darauf an, auf eigene Faust so schnell und so viel wie möglich in kürzester Zeit abzunehmen. Für viele Menschen mit Übergewicht wird der Kampf ums Gewicht ein Teufelskreis: Wenn sie ihre Kalorienzufuhr für eine Weile knallhart einschränken und danach wieder normal essen, kommt es zum berühmten Jo-Jo-Effekt. Nach jeder Gewichtsabnahme folgt zwangsläufig eine Gewichtszunahme, und das immer wieder und wieder. Der ständige Gewichtswechsel kann zu einer Verringerung der Stoffwechselrate führen (mehr zu diesem spannenden Thema erfährst du in unserem Blogbeitrag Grundumsatz). Und eine verringerte Stoffwechselrate ist ein erhebliches Hindernis, wenn du versuchst, deine Pfunde loszuwerden. Crash-Diäten führen dazu, dass dein Körper den Stoffwechsel lahmlegt. Und das wiederum hat zur Folge, dass du nach einer Diät leichter an Gewicht zulegst. Auch der Gewichtsverlust durch Sport wird häufig überschätzt. Untrainierte müssen sehr viel Zeit investieren, um ausreichend Kalorien zu verbrennen. Hier zwei Beispiele: Um ein Stück Würfelzucker zu verbrennen, musst du 500 Schritte zurücklegen, für eine Tafel Schokolade etwa eine Stunde joggen.

Experten raten bei Adipositas je nach Ausgangsgewicht zu einer Gewichtsabnahme von fünf bis zehn Prozent innerhalb der nächsten sechs bis zwölf Monate. Gut, das ist ziemlich pauschal formuliert, aber es zeigt schon, dass du dir Zeit lassen kannst.

In unserer Tabelle findest du exemplarisch Werte bei einem Ausgangsgewicht von 100 und 80 Kilogramm.

Ein angemessenes Ziel für die Gewichtsabnahme ist im Durchschnitt ein Kilogramm pro Monat. Jetzt fange aber bitte nicht an, mit Kilos zu jonglieren. Es ist ganz wichtig, dass du dich nicht auf die bloße Zahl auf deiner Waage konzentrierst. Vielleicht merkst du schon bald, dass du dich fitter fühlst und beim Treppenlaufen nicht so schnell aus der Puste kommst? Auch das ist ein großer Erfolg.

Viele Menschen mit Übergewicht schaffen es durch eine Änderung ihres Lebensstils, ihr Gewicht kurzfristig zu reduzieren. Langfristig bleibt der Erfolg meist aus. Die gute Nachricht: Du musst es nicht alleine schaffen. Es gibt Profis, die dich auf deinem Weg zum gesünderen Gewicht begleiten. Mit ihnen kannst du gemeinsam sinnvolle und erreichbare Zwischenziele definieren, um ein individuell gesünderes Gewicht zu erreichen. Mit Hilfe unseres Finders kannst du nach Adipositas-Spezialist*innen in deiner Nähe suchen. Jetzt suchen 

Eine Liste von Selbsthilfegruppen-Verbänden und Behandlungseinrichtungen findest du auf der Webseite der Deutschen Adipositas Gesellschaft. Jetzt reinklicken

Die Erfolgsrate beim Abnehmen hängt von vielen Faktoren ab, zum Beispiel vom Ausmaß der Adipositas, dem Alter, dem Geschlecht, der körperlichen Aktivität, der Ernährung, dem Stresslevel und genetischen Faktoren. Doch wie effektiv sind einzelne Maßnahmen? Forscher haben folgende Prozentzahlen zur Effizienz von Behandlungsmethoden bei Adipositas ermittelt:

• 3 bis 5 Prozent dauerhafter Gewichtsverlust gelingt im Durchschnitt mit Ernährung und Bewegung,

• 5 bis 10 Prozent mit verschreibungspflichtigen Medikamenten,

• 15 bis 30 Prozent mit bariatrischen Operationen.

Natürlich reagiert jeder Körper anders auf bestimmte Maßnahmen. Deshalb solltest du dich nie mit anderen messen. Außerdem ist nicht jede Methode für alle Betroffenen gleich gut geeignet. Chirurgische Maßnahmen sind zwar statistisch gesehen am effektivsten, aber risikoreicher als andere Behandlungsmethoden. Du solltest sie nur als  Option in Betracht ziehen, wenn alle anderen Maßnahmen nicht erfolgreich sind. Spreche mit deinem Arzt, welche Maßnahmen in deiner Situation in Frage kommen.